Beim Neubau der Brücke über die Chemnitz zwischen Straßburger Straße und Stadtpark wurde tropisches Bongossiholz verwendet. Angeblich stammt dies aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Eine entsprechende Bescheinigung vom Landwirtschaftsministerium der Republik Kamerun liegt in Kopie dem Tiefbauamt vor.
Volkmar Zschocke: "Die Verwendung von Bongossi-Holz aus Kamerun ist äußert problematisch. Es ist hinlänglich bekannt, dass Bongossi-Holz kein Plantagenholz ist, sondern in Raubbau aus den Regenwäldern des Kongo-Beckens geschlagen wird. In Kamerun sind die meisten Urwälder bereits zerstört!"
Für die Grünen nicht nachvollziehbar ist die Notwendigkeit des Tropenholzeinsatzes beim Brückenbelag. Zschocke: "Das Holz ist extrem hart und salzwasserbeständig. Deshalb wird es leider immer noch im Wasserbau eingesetzt. Doch für die meisten Tropenhölzer gibt es heimische Alternativen, hier z.B. Eiche, Lärche, Robinie oder Ulme. Das hätte für den Brückenbelag, der gar nicht dauerhaft dem Wassereinfluss ausgesetzt ist, völlig ausgereicht!"
Zweifel haben die GRÜNEN auch am Zertifikat: "Keine Firma konnte zum Zeitpunkt des Brückenbaus für Bongossi z.B. das weltweit anerkannte Gütesiegel FSC nachweisen. Außerdem verlässt sich die Stadtverwaltung lediglich auf eine Kopie einer allgemeinen Bescheinigung der Republik Kamerun, deren Relevanz in Hinblick auf die tatsächlichen Bedingungen vor Ort nicht wirklich nachprüfbar ist!"
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zieht aus diesem Vorgang Konsequenzen. Zschocke: "Wenn es im Einzelfall wirklich keine Alternative zu Tropenholz gibt, darf dies zukünftig nur noch aus Beständen beschafft werden, die mindestens den Kriterien des FSC entsprechen. Dazu werden wir dem Stadtrat einen Antrag vorlegen."
Hintergrundinformationen:
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Artikel in der Freien Presse vom 11.09.2006
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Bereits im November 2005 ist die Gemeinde Tiefenbach im Regierungsbezirk Chemnitz in die Schlagzeilen geraten, weil beim Neubau einer ebenfalls beim Hochwasser 2002 zerstörten Brücke Bongossi verwendet wurde. Darauf hin haben die GRÜNEN im sächsischen Landtag einen Antrag zur Beschaffung von Holz aus der Bewirtschaftung nach den Kriterien des FSC eingebracht (siehe auch Pressemeldung der Landtagsfraktion). Beschlossen wurde dann jedoch ein Änderungsantrag der Regierungskoalition.
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Informationen zum FSC-Standard: www.fsc-deutschland.de
(der Chemnitzer Kommunalwald ist nach FSC zertifiziert)
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Chemnitz ist Mitglied im Klimabündnis der Europäischen Städte mit den indigenen Völkern der Regenwälder. Das Bündnis will zum Erhalt der Tropenwälder u.a. durch den Verzicht auf Tropenholz aus Raubbau und Primärwäldern in der kommunalen Beschaffung beitragen. Dazu gibt es auch eine Festlegung in der Stadtverwaltung Chemnitz, dass die Vergabestellen grundsätzlich die Verwendung von Tropenholz auszuschließen haben (siehe dazu auch den Stadtratsbeschluss 94/91).
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Broschüre zur Waldzertifizierung vom Klimabündnis
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Infos zu Holz aus Tropenwäldern: Robin Wood
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