Fraktionserklärung zum Tag des Baumes am 25. April 2007 im Stadtrat Chemnitz:
"Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrte Damen und Herren, die GRÜNEN tragen Kröten über die Straße, die GRÜNEN wollen die Feldhamsters retten und vor allem sind die GRÜNEN gnadenlose Baumschützer. Dafür werden wir belächelt, geschätzt oder auch beleidigt. Doch wer glaubt, es gehe uns um grüne Nischen, der irrt. Nein – ganz im Gegenteil:
Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen Stadtgrün und Stadtökologie zentrale Themen in der Chemnitzer Kommunalpolitik werden. Diese grüne Forderung unterstreichen wir am heutigen internationalen Tag des Baumes.
„Klimawandel in Sachsen" heißt diese Studie des Sächsischen Umweltministeriums. Sie bestätigt, dass wir in den nächsten Jahrezehnten mit einem Anstieg der mittleren Temperatur sowie mit weniger Niederschlägen im Frühjahr und im Sommer zu rechnen haben. Stadtbäume erhalten eine wachsende Bedeutung, weil sie Temperaturunterschiede ausgleichen sowie Wasser und das klimaschädliche Treibhausgas CO2 binden. Bäume und Hecken reinigen die Atemluft, schützen vor Lärm und Feinstaub und spenden Schatten.
Die steigenden Temperaturen, der Rückgang der Niederschläge und die Zunahme von Stürmen werden aber auch zu schweren Schäden in unseren Wäldern führen. Die Fichte wird wahrscheinlich großflächig aussterben. Auch für die Buche sieht die Zukunft nicht gut aus. Dazu kommen Neozoen wie die Miniermotte, die den Kastanienbestand bedroht und die vielen Belastungen, denen Stadtbäume durch Abgase, Salze, Bodenversiegelung und Rindenschäden ausgesetzt sind.
Meine Damen und Herren, für Stadtgrün und Forst ist mehr zu tun, als die gegenwärtige Ausstattung dieser Bereiche zulässt. Deshalb haben die GRÜNEN ein Konzept zur Zukunft der Grünpflege in Chemnitz beantragt – was Ihre breite Unterstützung hier im Rat fand und nun hoffentlich bald vorgelegt wird. Deshalb haben wir die Oberbürgermeisterin am 15. November letzten Jahres aufgefordert, sich gegen das geplante Baum-Ab-Gesetz der Staatsregierung zu wehren, mit dem den Kommunen die Schutzmöglichkeit für einen Großteil der Bäume genommen wird. Den Protest der Kommunen gegen dieses Gesetz bringt der Sächsische Städtetag auf den Punkt: (ich zitiere) „Durch den Entfall der Schutzregelungen drohen erhebliche Eingriffe in das Gesamtökosystem, die sich negativ auf das Stadtklima und das Wohnumfeld auswirken werden" Zitatende. Chemnitzerinnen und Chemnitzer unterschreiben heute auf dem Neumarkt eine Massenpetition gegen das Vorhaben der Staatsregierung. Meine Damen und Herren, auch Sie können diese Petition unterschreiben.
Allein der Schutz des Baumbestandes und die Pflege des Stadtgrüns reichen uns GRÜNEN nicht. In Chemnitz müssen mehr Bäume gepflanzt werden. Die dramatische Perforierung unserer Stadt durch den Stadtumbau bietet hier genügend Möglichkeiten: Die Bepflanzung von Lücken, Grundstückskanten und vor allem der Straßenränder mit Bäumen ist allemal besser, als die mit Maschendraht umsäumten Einheitsrasen auf vielen Rückbauflächen.
Bäume pflanzen – wann und wo es nur immer geht: Symbolisch übergeben wir Ihnen dazu, sehr geehrte Frau Umweltbürgermeisterin Wesseler, diesen zarten Sproß einer Eiche als Zeichen unserer Hoffnung, dass Sie mit Ihrem Dezernat der besonderen Verantwortung für das Grün in unserer Stadt gerecht werden und dass es uns gemeinsam gelingen möge, die Grünpflege in Chemnitz zukunftssicher zu machen.
Bei guter Pflege und immer reichlich Wasser – möglichst aus sächsischen Talsperren – kann daraus einst eine starke Wesseler-Eiche werden. Vielen Dank!"
Volkmar Zschocke, Fraktionsvorsitzender
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