Beitrag von Annekathrin Giegengack für „Pro & Kontra“, Freie Presse vom 20. Juni 2007
Chemnitz bezieht seit über 100 Jahren sein Trinkwasser aus den erzgebirgischen Talsperren. Nach einem Rechtsstreit stimmte der Stadtrat 2003 einem Vergleich zu, die Chemnitzer Talsperren für knapp 30 Millionen Euro an den Freistaat zu übertragen. Der Wasserverbrauch von Chemnitz und vielen anderen Städten hat sich seit 1990 vor allem wegen des Rückgangs von Industrie und Bevölkerung sowie wassersparender Maßnahmen halbiert.
Die Betreibung der Talsperren verursacht jedoch gleichbleibend hohe Fixkosten. Durch massive Einsparungen auf Seiten des Landes konnte der Rohwasserpreis pro Kubikmeter seit 1995 stabil bei 0,20 Euro gehalten werden. Der Trinkwasserpreis, den die Stadtwerke Chemnitz den Bürgern in Rechnung stellen, ist in dieser Zeit jedoch von 2,19 auf 2,38 Euro gestiegen.
Mittlerweile gibt es ein Überangebot an Rohwasser in der Region. Bei einer weiteren Reduzierung der Abnahmemenge durch die Stadtwerke Chemnitz kann aufgrund der festen Kosten eine Preissteigerung für Rohwasser nicht ausgeschlossen werden. Von dieser Preiserhöhung wären die Chemnitzer Stadtwerke jedoch selbst wieder betroffen, denn Chemnitz wird immer zu einem Teil auf Wasser aus dem sächsischen Verbundnetz angewiesen sein. Diese steigenden Kosten sind auch nicht durch die geringeren Bezugskosten für Wasser aus Tschechien zu kompensieren. Um wirtschaftlich zu arbeiten, müssen die Stadtwerke die geplanten Investitionen für die Fernwassertrasse nach Tschechien in Höhe von 36 Millionen Euro auf das Wasserentgelt umlegen. Dies macht den angestrebten Preisvorteil wieder zunichte. Der Freistaat ist kein an Profit orientierter Monopolist, der die Kommunen mit seinem Preisdiktat abzockt. Das Land hat seit 1990 in das Talsperrensystem 100 Millionen Euro investiert. Auch wird der Wasserpreis nicht willkürlich festgelegt, sondern nach Kosten-Leistungsrechnung ermittelt. Rohwasserbereitstellung und Hochwasserschutz sind kostenmäßig strikt getrennt. Trotzdem stehen die sächsischen Talsperren für beides. Wer das Monopol des Freistaates bei den sächsischen Talsperren wegen des Rohwasserpreises in Frage stellt, sollte auch erklären, wie er gedenkt in Zukunft verantwortungsvollen Hochwasserschutz zu gewährleisten.
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