Der gesamte Vorgang ist an Absurdität nicht zu überbieten: Den Vertretern des Experimentellen Karrees im Reitbahnviertel wird jetzt genau das Gebäude angeboten, aus dem sie erst vor zwei Jahren unter Androhung von Polizeigewalt ausziehen mussten. Eine Vertreterin unserer Fraktion war bei den damaligen Gesprächen zum Umzug in die Reitbahnstraße 84 dabei, das Gebäude wurde von Seiten der GGG den Aktivisten förmlich aufgedrängt.
Nun ist auf einmal alles anders. Ein Schelm wer böses dabei denkt, denn die Fördermittelanträge zur Entwicklung des Karrees sind gestellt, Häuser von der GGG unter Aussicht auf EU finanzierte Entwicklung an einen Investor verkauft. Jetzt stören die Aktivisten bei der Etablierung „hochwertigen Wohnens“ und sollen wieder zurück.
Um ein Scheitern der Projekte im Reitbahnviertel wie auf dem Brühl zu verhindern, hatte der Stadtrat auf Antrag der Grünen und Linken im November 2008 mit einem klaren Beschluss den städtischen Vertreter in der GGG Herrn Nonnen angewiesen, auf einen längerfristigen Nutzungsvertrag speziell für das Objekt Reitbahnstraße 84 zu drängen. Doch die Weisung wurde ignoriert. Herr Nonnen sah „kein Erfordernis zur besonderen Einflussnahme“ (siehe hier ) in dieser Angelegenheit und Frau Wesseler als Aufsichtsratsvorsitzende der GGG sah sich nicht an den Beschluss gebunden.
Alternativkultur in einer Stadt ist wie Wildwuchs in einem Garten: Man kann ihn nicht machen, wohl aber verhindern. Und in Chemnitz wird jeder alternative Belebungsversuch im Keim erstickt. Ob Brühl oder Reitbahnstraße, es fehlt die Gelassenheit, etwas unkontrolliert wuchern zu lassen, die Bereitschaft Kreativität Raum zu geben. Dafür setzt man sich sogar über Stadtratsbeschlüsse hinweg. Doch mit dieser Politik schneidet sich unsere Stadt selbst Potentiale zukünftiger Entwicklung ab. In was für einer Stadt wollen wir morgen leben?
Artikel "Karree-Projekte sollen in „Kämpfer“ ziehen" vom 15.05.2009
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