WM-Protest im Land des Fußballs: Brasilien hätte ein Sommermärchen verdient

Neben der Freude an der WM wird weiter über die Probleme in Brasilien diskutiert. Wir begrüßen, dass davor nicht die Augen verschlossen werden. Für den 9. Juli, 20 Uhr, (vor dem Halbfinale) haben wir Bundestagsabgeordnete Monika Lazar, Sportobfrau der grünen Fraktion, zum Gespräch eingeladenSie hatte sich kürzlich selbst vor Ort in Brasilien ein Bild gemacht und berichtet davon in einer Gesprächsrunde im Miramar, gemeinsam mit Stadträtin und Landtagswahlkandidatin Petra Zais. Kai Rösler moderiert. „Wir möchte auf allen Ebenen diskutieren, was die Politik für nachhaltige Sportgroßveranstaltungen tun kann, damit die WM-Freude ungetrübt ist“, sagt Dan Fehlberg, Vorsitzender der Chemnitzer Grünen.

Statement von Monika Lazar
Zur Fußball-WM in Brasilien erklärt Monika Lazar, Obfrau im Sportausschuss der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Wenn ab heute Abend der Ball rollt, werden Milliarden Menschen auf der ganzen Welt ihren Teams beim Public Viewing oder vor den Fernsehschirmen die Daumen drücken.
Bei aller Freude über den rollenden Ball dürfen wir aber nicht die Augen davor verschließen, welche massiven Probleme und sozialen Unruhen die teuerste WM aller Zeiten dem Austragungsland Brasilien beschert. Die Liste der Versäumnisse und Skandale der FIFA und der Regierung Brasiliens ist lang. Der Sport rückt dadurch leider in den Hintergrund. Zum Beispiel führen die Knebelverträge der FIFA dazu, dass weder Land noch Kommunen von den Steuereinnahmen profitieren, weil die FIFA und viele im Rahmen der WM beauftragte nationale wie internationale Firmen von Steuern befreit sind. Außerdem wurden für Milliarden Euro Fußballstadien gebaut, deren Nutzung nach der WM völlig offen ist. Die Ausrichtung der WM hat zudem dazu geführt, dass der brasilianische Staat in den vergangenen Jahren die sogenannte „Befriedung“ der Favelas forciert hat und weit über 100.000 Menschen aus den stadionnahen Favelas vertrieben und umgesiedelt worden sind. Die Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzt sich dafür ein, den Sport wieder in den Vordergrund zu rücken. Sportgroßveranstaltungen sollten an allen Orten der Welt zum Vorteil und nicht zum Nachteil der örtlichen Bevölkerung veranstaltet werden. Auch das Beispiel Katar, wo 2022 die Fußball-WM stattfinden soll, zeigt: Wir müssen grundsätzlich darüber diskutieren, was die Politik tun kann, um nachhaltige Sportgroßveranstaltungen unter Wahrung von Bürger- und Menschenrechten zu veranstalten.“
Antwort der Bundesregierung auf Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion (10. Juni 2014)

Veranstaltung: Mittwoch, 9. Juli, 20 Uhr, MIRAMAR, Schlossberg 16, 09113 Chemnitz

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