Beschlussantrag: „Chemnitz, Stadt am Fluss“ als ein städtebauliches Leitbild

Auf unserem Stadtparteitag am 03.02.2017 in der Städtischen Musikschule in Chemnitz haben unsere Mitglieder den Leitantrag: „‘Chemnitz, Stadt am Fluss“ als ein städtebauliches Leitbild‘“ beschlossen:

Die Stadt Chemnitz hat sich über mehr als acht Jahrhunderte am gleichnamigen Fluss und seinen Nebenflüssen entwickelt. Die Flüsse und Bäche waren die historischen Entwicklungsachsen der Stadt. Das Wasser der Flüsse und Bäche war Rohstoff der Industrialisierung, der Fischreichtum der Chemnitz nährte einst die Bevölkerung. Mit der Industrialisierung verschwanden jedoch Chemnitz und Nebenflüsse zunehmend aus dem Stadtbild. Viele Bäche verloren ihre natürlichen Läufe, wurden kanalisiert oder verrohrt. Wir möchten die Flüsse und Bäche im Stadtbild wieder sichtbarer machen und sie zu Achsen der Entwicklung einer sich wandelnden Stadt machen. „Chemnitz, die Stadt am Fluss“ soll zu einem städtebaulichen Leitbild der kommenden Jahrzehnte werden.

Die Chemnitzer Flüsse und Bäche und ihre Ufer sollen wieder zu wertvollen Naturräumen werden und Klimaoasen bilden. Artenvielfalt im und am Wasser, die Schaffung eines Biotopverbunds sowie die Entstehung eines natürlichen Hochwasserschutzes sind dabei zentrale Ziele. Wo immer möglich, sollen dem Fluss und den Bächen mehr Raum gegeben werden, Ufer sollen naturnah gestaltet sowie verrohrte und kanalisierte Bäche geöffnet werden. Die Wasserqualität in den Flüssen und Bächen hat sich in den letzten 25 Jahren spürbar verbessert. Noch bestehende Defizite sollen durch den bewussteren Einsatz von Salzen, Düngemitteln und sonstigen Chemikalien, durch die Verringerung industrieller Gewässererwärmung sowie durch erforderliche Maßnahmen am kommunalen Kanalnetz entsprechend den geltenden Vorschriften behoben werden.

Die Stadtentwicklung soll stärker auf Wohnen, Arbeiten, Leben und Erholung am Wasser ausgerichtet werden. Um die Ufer der Flüsse und Bäche naturnaher zu gestalten, können an ausgewählten Stellen auch Furten statt Brücken zur Querung kleiner Bäche dienen. Kreative Wasserspielplätze können ohne große Kosten geschaffen werden. Seltene Chancen für eine Umgestaltung von Stadtgebieten am Wasser, wie auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Altendorf, dürfen nicht ungenutzt bleiben. Maßnahmen zum technischen und natürlichen Hochwasserschutz können ineinandergreifen und müssen nicht im Widerspruch stehen.

Die Flüsse und Bäche im Stadtgebiet bilden ein natürliches Netz, das sich mit geringen Höhenunterschieden durch die gesamte Stadt zieht. Deshalb soll am Wasser ein attraktives Wegenetz für den Fuß- und Radverkehr entstehen, welches dem Alltagsverkehr ebenso wie der Naherholung dient. Mit diesem Wegenetz wird der Fluss für die BürgerInnen der Stadt und ihre BesucherInnen wieder erlebbar. Über dieses Wegenetz werden die sich wandelnden und entstehenden Stadtquartiere am Fluss gut untereinander und mit der Innenstadt verbunden.

Der Umgang mit den natürlichen Lebensadern der Stadt, zu denen unsere Fließgewässer unbedingt gehören, sollte heutzutage – stärker als bisher – auch als Qualitätsmerkmal für den kulturvollen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen verstanden werden. Sich dem positiv zu stellen, kann eine zusätzliche Chance für unsere Bewerbung zur Kulturhauptstadt sein, denn kaum eine andere Großstadt liegt an einem seit Jahrhunderten so stark urban überprägten Gewässernetz.

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